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Ausgewandert nach Gran Canaria«Nach dem frühen Tod meiner Frau wollte ich nicht bis 65 in einem Büro sitzen»

Das Wanderwegnetz auf Gran Canaria ist über 1000 Kilometer lang.

René Forrer trifft in seiner Wohnung in El Tablero bei Maspalomas gerade die letzten Vorbereitungen für zwei Wanderwochen mit Gästen aus der Schweiz. «Ich breche gleich zum Hotel auf, später hole ich die Gruppe am Flughafen ab», erzählt der gebürtige Rheintaler. Er wohnt seit 2015 im Süden von Gran Canaria. Und der frühere Mountainbike-Jugendtrainer und begeisterte Wanderer hat auf der drittgrössten Insel der Kanaren sein Hobby zum Beruf gemacht. Forrer ist Wanderleiter, arbeitet vor allem während der Saison von November bis April und tourt ungefähr 20 Tage pro Monat mit Gästen durchs Gelände.

Wer Badeferien in San Agustin, Playa del Inglés oder Meloneras verbringt, käme nicht im Traum auf die Idee, in einem Wanderparadies gelandet zu sein. «Die Insel ist ungemein vielfältig. Wo sonst gibt es 14 Klimazonen auf so engem Raum?», sagt Forrer.

2025 kommt Fuerteventura dazu

Gran Canaria, fast kreisrund, ist nur 50 Kilometer breit mit einer Küstenlinie von 236 Kilometern. René Forrer führt als Privatguide oft Individualgäste, die direkt bei ihm buchen, leitet seit einigen Jahren aber auch die Wanderwochen von Imbach Reisen auf Gran Canaria und Teneriffa. 2025 kommt eine dritte Destination dazu – das mondähnliche Fuerteventura.

Der Aktivferienveranstalter aus der Twerenbold-Reisen-Gruppe bietet an einigen Destinationen zwei Varianten an: die normalen Wanderwochen mit einem Freitag für Sightseeing, Strand und Shopping oder «Freizeit plus» mit zwei Freitagen. In den Wanderwochen stehen Touren bis zu elf Kilometer Länge und 550 Meter Höhendifferenz an, beim Format für Anfängerinnen und Wiedereinsteiger warten bis zu sechs Kilometer und 350 Meter Höhendifferenz.

Der Rheintaler René Forrer erwandert mit Naturliebhabern aus der Schweiz Gran Canaria.

Und wie kam der Ostschweizer auf die Idee, ausgerechnet nach Gran Canaria auszuwandern?

«Nach dem frühen Tod meiner Frau wollte ich nicht bis 65 in einem Büro sitzen», sagt der gelernte Feinmechaniker, der bis 57 als Projektleiter arbeitete.

Er verkaufte sein Haus, übersiedelte nach Gran Canaria. «Ich hatte mich auch auf Mallorca umgeschaut, aber auf den Kanaren gibt es keinen eigentlichen Winter. Das Klima ist fantastisch, auch wenn wir seit Dezember leider keinen Regen gesehen haben», erzählt Forrer.

Zwei Monate nach der Ankunft hatte er einen Job im Tourismus – als E-Bike- und Wanderguide für einen lokalen Veranstalter und Velovermieter. «Ich konnte nicht einfach nur das Leben am Strand geniessen, dafür bin ich nicht der Typ», sagt der frühere Hobbysportler, der jeweils im Sommer für vier Monate nach Mitteleuropa zurückkehrt, um zu wandern und seine Tochter und den Sohn zu besuchen.

Zwei Drittel der Insel Gran Canaria sind Naturschutzgebiet.

Bald machte sich Forrer als Anbieter und Guide von Wandertouren und Inselrundfahrten selbstständig. Nach über neun Jahren auf Gran Canaria kennt er mindestens 100 Wanderungen. Zwei Drittel der Insel sind Naturschutzgebiet, was man beim Anblick der Bettenburgen von Playa del Inglés oder der Hotelmeile von Maspalomas kaum glauben mag.

Das Wanderwegnetz ist über 1000 Kilometer lang. «Die meisten Wege sind mindestens einen Meter breit», so der Guide. «Eigentlich ist das Terrain ungefährlich, aber ich ermahne meine Gäste, beim Staunen und Fotografieren stehen zu bleiben – so wie man das in den Schweizer Bergen macht.»

Boxenstopp beim Sonntagsmarkt

Ein Bus bringt Renés Truppe an den Ausgangspunkt und holt sie am Nachmittag wieder ab. «In der Gegend von Las Palmas, in Teror, machen wir am Sonntag jeweils eine Rundwanderung. So haben die Gäste die Möglichkeit, den dortigen Sonntagsmarkt zu besuchen», sagt Forrer.

Er begleitet die Gäste im feuchten Norden, im trockenen Westen und Süden. Höhepunkte im wahrsten Sinn des Wortes sind Touren im Inselinnern mit den markanten Gipfeln, dem kanarischen Wahrzeichen Roque Nueblo (1813 Meter über Meer), und dem Pico de las Nieves, dem höchsten Berg Gran Canarias. Hier gibt es nicht weniger als 57 grosse Stauseen, wobei der Stausee von Soria mit einer Mauer von 120 Metern der beeindruckendste ist.

Höhepunkte sind Touren im Inselinnern mit den markanten Gipfeln, dem kanarischen Wahrzeichen Roque Nueblo (1813 Meter über Meer).
Der Pico de las Nieves ist der höchste Berg Gran Canarias.

«Aber wir absolvieren auch eine interessante Wanderung im Osten, in der Nähe des Flughafens. Dort besuchen wir Höhlen der Ureinwohner und laufen durch eine schöne Barranca, eines der vielen Bachtäler, die meistens ausgetrocknet sind.» Überhaupt ist es dem kommunikativen Guide ein Anliegen, mit seinen Gästen nicht einfach Kilometer abzuspulen, sondern sie auf die Schönheiten, die Flora und die Diversität der Insel aufmerksam zu machen. «Gran Canaria gleicht einem Minikontinent», schwärmt René Forrer.

Das hatte schon vor 500 Jahren die Entdecker und später die Forscher interessiert. Lange lag die Insel, 210 Kilometer vor der Küste von Süd-Marokko und 1000 Kilometer weit vom spanischen Festland entfernt, im Dornröschenschlaf. Bis 1957 die ersten Chartermaschinen aus England, Skandinavien und Mitteleuropa mit Feriengästen landeten. Der Tourismus auf Gran Canaria ist demnach genau gleich alt wie Wanderleiter René Forrer.