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Angriff zur UnzeitUli Hoeness bläst wieder einmal zur Attacke – gegen den eigenen Trainer

Es ging auch schon anders zwischen Uli Hoeness und Thomas Tuchel: Der Ehrenpräsident und der Trainer im November 2023.

Uli Hoeness war immer die «Abteilung Attacke», als er dem FC Bayern München zwischen 1979 und 2019 als Manager und Aufsichtsratspräsident diente. Er ging vorzugsweise auf die Gegner los, um von Problemen in seinem Verein abzulenken.

Manchmal aber kam es vor, dass selbst die eigene Seite von seinem Zorn nicht verschont blieb. Das war bei Louis van Gaal so («Er hält sich für Gott-Vater. Bevor die Welt existierte, war Louis schon da») oder bei den Fans in der Südkurve der Allianz-Arena («Eure Scheiss-Stimmung – da seid ihr doch verantwortlich und nicht wir»).

72 ist Hoeness inzwischen und Ehrenpräsident, aber kein bisschen leiser oder weiser. Seit Samstag dreht sich in Fussball-Deutschland wieder einmal viel um ihn – und das Stunden vor dem ersten Champions-League-Halbfinal seiner Bayern am Dienstagabend gegen Real Madrid. Als Zielscheibe hat er sich Thomas Tuchel ausgesucht, das ist der Trainer, der bis zum Saisonende in München noch geduldet ist und dann mit einer Abfindung von zehn Millionen Euro das Weite suchen kann.

Vergangenen Freitag sitzt Hoeness bei einer Podiumsdiskussion der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Er mag solche Veranstaltungen, weil er gerne redet, und hat an sich selbst den Anspruch, nicht nur Belanglosigkeiten von sich zu geben. Bei dieser Gelegenheit bekommt also Tuchel sein Fett weg. In der Kürze heisst Hoeness’ Botschaft: Tuchel sei nicht fähig, Spieler, insbesondere junge, zu entwickeln. Lieber dränge er auf neues, teures Personal.

Hoeness wild entschlossen

Tuchel empfindet die Kritik als «haltlos» und als Verletzung seiner «Trainerehre». «Das ist meilenweit an der Realität vorbei», sagt er auch. Und während er das in den Minuten vor dem Bundesligaspiel gegen Frankfurt ins Sky-Mikrofon sagt, bewahrt er die Fassung. Dabei muss es in ihm kochen.

Mittendrin, zwischen den Fronten, findet sich Max Eberl wieder. Der neue Sportvorstand versucht sich in Diplomatie und glaubt, dass sich die «beiden Männer zusammenraufen». Von Zusammenraufen ist aber keine Spur, sicher nicht, wenn es nach Hoeness geht. Der Patriarch vom Tegernsee erklärt am Montag im «Kicker», seine Meinung wieder deutlicher zu machen – und zwar nicht irgendwie. Sondern «wild entschlossen».

Natürlich wird Tuchel darauf angesprochen, als er am frühen Nachmittag die Pressekonferenz zum Real-Spiel gibt. Entspannt schaut er drein. Nein, sagen tut er nichts mehr zur Sache. «Abgehakt», betont er. Und tippt sich mit beiden Zeigefingern an die Stirn: «Es geht nur um Real Madrid.» Nichts anderes soll in seinem Kopf Platz haben. Schon gar kein Hoeness.

Eberl wiederum hat die Aufgabe, für die neue Saison einen Nachfolger für Tuchel zu finden. Ganz so einfach ist das nicht, da kriegt er keine Schützenhilfe von Hoeness. Der hat bei der FAZ-Veranstaltung im Zusammenhang mit der Absage von Xabi Alonso nämlich auch das noch ausgeplaudert. «Meine Frau hat gleich gesagt: Wenn er Charakter hat, kommt er nicht, und wenn er keinen Charakter hat und zusagt, dann ist er nicht der richtige Trainer für euch.»

Da fragt sich nun, wer sich diese Hoeness-Bayern antun mag. Und vor allem, was sich Ralf Rangnick denkt. Weil nach Alonso auch Julian Nagelsmann und Unai Emery keine Lust auf diesen Club haben, ist er aktuell der Favorit auf den frei werdenden Posten – ein Posten übrigens, der in München seit dem Abgang von Pep Guardiola im Sommer 2016 durchschnittlich alle 15 Monate neu besetzt wird, weil die Bayern in diesem Thema so kurzatmig wie kurzsichtig agieren.

Aber eben, was ist denn, wenn Rangnick anders als Alonso in Leverkusen aus seinem weiterlaufenden Vertrag aussteigt, den er als Nationalcoach von Österreich hat? Ist er dann ein Charakterloser?

Tut er sich die Bayern an? Ralf Rangnick, deutscher Trainer des österreichischen Nationalteams.

So ist das wieder einmal in Fussball-Deutschland, wo Stimmungsschwankungen zum Alltag gehören: die Abstürze von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, wie es Goethe einst formulierte, ebenso wie die Umschwünge in die andere Richtung. Die Deutschen können sich ganz gut selbst zerfleischen, das zeigt gerade Hoeness, und sie sind auch ganz gut, gross zu träumen.

In der Champions League steht nicht nur Bayern im Halbfinal, das tut Borussia Dortmund gegen Paris St-Germain auch. Weshalb es das geben kann, was es schon 2013 gab: ein Endspiel dieser beiden Teams im Wembley. Die Bilanz der Bundesliga wird noch verschönert durch Bayer Leverkusen, das im Halbfinal der Europa League auf die AS Roma trifft.

Deutschland träumt von der Neuauflage des Finals von 2013: Damals erzielte Arjen Robben den Siegtreffer für Bayern gegen Dortmund.

Wer hätte das alles noch im November gedacht, als die Auftritte der Nationalmannschaft gleich das gesamte Stimmungsbild zwischen Nord- und Bodensee trübten. Nach den schmerzvollen Niederlagen in den Tests gegen die Türkei und in Österreich schrieb die «Welt»: «Eine Mannschaft am Abgrund – Sportdirektor Völler schlägt Alarm.» Julian Nagelsmann verwirrte damals mit seinen taktischen Experimenten. «Bild» formulierte schon den Gedanken, im Notfall müsse Nagelsmann zur EM durch ebendiesen Rudi Völler ersetzt werden.

Als der Trainer selbst ein Comeback von Toni Kroos in Aussicht stellte, regte sich Hoeness, wer sonst?, und wertete das als «ziemliches Titanic-Signal». Die Kritik von Hoeness sollte nicht überraschen. Nach Kroos’ Rücktritt aus dem Nationalteam im Sommer 2021 hatte er gehöhnt: «Kroos hat in diesem Fussball nichts mehr verloren!»

Zwei Testspiele und zwei Siege in Frankreich und gegen die Niederlande später herrscht schon wieder Aufbruchstimmung. Auf einmal sind die Gedanken an die trüben Auftritte besonders bei den letzten beiden WM mit dem Ausscheiden in der Vorrunde verscheucht. Der Stolz ist zurück, Kroos wieder gross (selbst für Hoeness), Nagelsmann der bestmögliche Bundestrainer (abgesehen von Jürgen Klopp natürlich) und Deutschland wieder ein Kandidat auf den Gewinn der EM. Der «Spiegel» sieht das Nationalteam als «schwebendes Raumschiff».

Matthäus denkt gross

Das Hoch im Clubfussball verstärkt die Gefühlslage. Während die Engländer ihre Wunden lecken, nachdem sie in den Viertelfinals von Champions und Europa League Arsenal, Manchester City, Liverpool und West Ham verloren haben, sind die Deutschen erstmals seit 1994/95 mit drei Teams in den Halbfinals vertreten. Alle drei schieden damals allerdings aus.

Und jetzt? Haben alle drei Brocken vor sich. Bayern hat den grössten mit Rekordsieger Real. Dortmund kämpft nicht nur gegen das Mbappé-PSG, sondern auch gegen die eigenen üblen Launen, wie sie sich in der Bundesliga regelmässig zeigen. Leverkusen schliesslich bekommt eine Roma vorgesetzt, die nach der Ersetzung des alten Zynikers José Mourinho durch Daniele de Rossi seit Januar aufgeblüht ist.

Aber was wäre der deutsche Fussball, wenn sich nicht auch noch Lothar Matthäus dazu äussern würde. Der Rekordnationalspieler und Sky-Experte sagt die Finalsiege von Bayern (gegen Dortmund) und Leverkusen voraus.

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