Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Umfrage zeigt ZunahmeSchulschwänzen hat zugenommen – nun reagieren die Kantone

Das vermehrte Schulschwänzen hat gemäss Expertinnen mit der schlechteren psychischen Gesundheit der Jugendlichen zu tun.

Laut Fachleuten schwänzen immer häufiger Kinder und Jugendliche die Schule für Stunden, Tage oder sogar länger. Das sagen auch die Bildungsdirektionen mehrerer Kantone in einer Umfrage der «NZZ am Sonntag»: Von 17 antwortenden Kantonen bestätigen 14 eine Zunahme des Schulabsentismus.

«Die Fälle von längerer Schulabwesenheit häufen sich seit der Corona-Pandemie», schreibt etwa die Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern. Und das Erziehungsdepartement Basel-Stadt berichtet von einer «Zunahme von Fällen von Kindern und Jugendlichen mit Verunsicherung bis hin zu Ängsten hinsichtlich des Schulbesuchs».

Expertinnen und Experten sind sicher, dass das vermehrte Schulschwänzen mit der schlechteren psychischen Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu tun hat. «Neun von zehn der von Absentismus betroffenen Schüler leiden auch unter einer psychischen Störung», sagt Jana Bryjová, Leiterin des Ambulatoriums für Schul- und Ausbildungsprobleme in Bern, gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Zahlen aus der Pisa-Studie bestätigen die Tendenz

Offizielle statistische Daten zum Schulschwänzen gibt es auf nationaler Ebene keine. Die Zunahme der Schulabsenzen lässt sich aber auch anhand der Pisa-Studien feststellen: In diesen gaben 2022 rund 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass sie in den zwei Wochen vor dem Pisa-Test mindestens einen Tag gefehlt hätten. 2015 waren es bloss 5 Prozent gewesen.

Für die Stadt Zürich gibt es dank der regelmässig durchgeführten Gesundheitsbefragung genauere Angaben: Im Schuljahr 2022/23 haben rund 10 Prozent der Mädchen und 6 Prozent der Knaben in der zweiten Sekundarklasse mehrmals eine Lektion geschwänzt.

Mehrere Tage fehlten 7 Prozent der Mädchen und 5 Prozent der Knaben im Unterricht. Bei den Mädchen habe sich die Zahl gegenüber der letzten Befragung vor fünf Jahren merklich erhöht. Bei den Jungen sei sie etwa gleich geblieben, schreibt die «NZZ am Sonntag».

«Heute hört es nicht mehr auf, dass man geplagt wird»

Sozialphobie, Kriegsangst, Spätfolgen der Corona-Vereinsamung und die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft sind mögliche Gründe für die Zunahme des Schulschwänzens, wie die Schulleitung des Oberstufenzentrums Mühlematt in Bern nach einem Gespräch mit Elternvertretungen feststellt.

Auch würden die sozialen Netzwerke dafür sorgen, dass sich Mobbing und Ausgrenzung nicht mehr nur auf die Schulzeit beschränkten, sagt Elsbeth Freitag, die im Kanton St. Gallen eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zum Thema leitet: «Heute hört es nicht mehr auf, dass man geplagt wird.» Und die Schulschliessungen während Corona hätten bewirkt, dass die Schulpflicht für viele nicht mehr so selbstverständlich sei.

Die Bildungsforschung liefert weitere Erklärungen für die Gründe des Schulschwänzens: Schulabsentismus habe viel mit der Familie zu tun. Bei rund drei Vierteln der chronisch absenten Schülerinnen und Schüler befindet sich entweder die Mutter oder der Vater in psychiatrischer Behandlung. Weitere belastende Faktoren sind Armut in der Familie, häufiger Wohnortwechsel, Arbeitslosigkeit der Eltern sowie Gewalt und Streit unter den Elternteilen.

Angesichts der zunehmenden Problematik werden mehrere Kantone aktiv, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt: Der Kanton Solothurn setzt auf eine Sensibilisierung und Beratung der Schulen, Basel-Stadt will neue Massnahmen definieren, ohne diese jetzt schon weiter zu spezifizieren, Schaffhausen hat dazu eigens ein Projekt lanciert. Obwalden bietet eine neue Lehrerweiterbildung zum Thema an. Einige Kantone sind dabei, Handlungsempfehlungen und Leitfäden zu entwickeln. Denn, darin sind sich Fachleute einig: Bei Schulabsentismus ist es äusserst wichtig, dass Behörden und Eltern schnell und richtig reagieren.