Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Junge Stammzellen­spender gesuchtViele wissen gar nicht, wie einfach man ein Leben retten könnte

Es braucht den oder die Richtige, um helfen zu können: Plakat des Schweizerischen Roten Kreuzes.

Nicht nur in der Liebe braucht es den richtigen Match. Für viele Menschen, die an Leukämie erkrankt sind, ist ein perfekter Match gar überlebenswichtig. Natürlich nicht bei Tinder, sondern im Spenderegister für Blutstammzellen. Findet sich dort niemand mit einem passenden genetischen Profil (Fachleute sprechen von HLA-Merkmalen), kann dies für die Patientin oder den Patienten zum Tod führen.

Es ist daher elementar, dass möglichst viele Menschen ihr Profil im Spenderegister hinterlegen. Dafür reichen eine Speichelprobe und das Ausfüllen eines Formulars. Doch nur eine Minderheit lässt sich registrieren. Viele wissen gar nicht, dass sie so womöglich ein Leben retten könnten.

Die meisten kommen nie zum Spenden

Das Schweizerische Rote Kreuz hat deshalb eine Sensibilisierungskampagne lanciert, die gegenwärtig läuft. Auf Plakaten, in den sozialen Medien sowie an Universitäten und Gymnasien werden vor allem Junge aufgerufen, sich zu registrieren und dadurch vielleicht zum «Match fürs Leben» zu werden.

Wie Lars Grogg. Er liess sich registrieren, als die Tochter eines Bekannten an Leukämie erkrankt war und einen passenden Spender suchte. Nach seiner Anmeldung erhielt er ein Registrierungskit zugestellt – mit einem Wattestäbchen, das er nach einem Wangenabstrich wieder zurückschickte.

Sein Profil passte für einen ihm unbekannten Kranken: Blutstammzell­spender Lars Grogg.

Groggs HLA-Profil passte nicht für die Tochter des Bekannten. Das war auch nicht zu erwarten. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine nicht verwandte Person ein geeigneter Spender ist, liegt bei 1:500’000. Entsprechend kommt es bei den allermeisten Registrierten nie zu einem Match. Sie werden also ihr Leben lang nie zu einer Blutstammzellspende aufgeboten.

Lars Grogg hingegen erhielt Jahre nach seiner Anmeldung einen Anruf, er möge sich bitte beim Unispital Zürich melden. Sein Profil passte für einen ihm unbekannten Kranken. Jetzt hätte er sich immer noch zurückziehen können, doch Grogg wollte helfen. Er wurde einem medizinischen Check-up unterzogen und sein Blut untersucht. Anschliessend spritzte er sich fünf Tage lang Wachstumsfaktoren, um die Produktion von Blutstammzellen anzuregen. Das sei ungewohnt gewesen, sagt Grogg, sei dann aber ganz gut gegangen.

Schliesslich wurde er im Unispital an einen sogenannten Zellseparator angeschlossen, wie wir seinerzeit berichtet haben. An einem Arm wurde ihm Blut entnommen. Von dort floss es in den Separator, wo die Stammzellen abgetrennt wurden, worauf das Blut über den anderen Arm wieder zurückfloss. Rund fünf Stunden dauerte dies und fühlte sich laut Grogg «wie eine etwas aufwendigere Blutspende» an.

Wer seine Stammzellen bekam, weiss er nicht. Grogg hätte zwar den Empfänger gerne kennen gelernt, doch in der Schweiz bleiben sowohl die Spender als auch die Empfänger anonym. Sie dürfen sich lediglich je einmal unerkannt schreiben. Damit wolle man allfällige Druckversuche verhindern, sagt das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), das hierzulande für die Blutstammzellspenden zuständig ist.

In jedem vierten Fall ist die Suche erfolglos

Die Suche im Spenderegister ist für viele Leukämiekranke die letzte Hoffnung. Können sie nicht mit Chemotherapie geheilt werden, sucht man erst innerhalb der Familie nach einer geeigneten Spenderin oder einem Spender von frischen Blutstammzellen, um die kranken Blutstammzellen ersetzen zu können.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb der Familie jemand mit demselben HLA-Profil finden lässt, liegt bei etwa 25 Prozent. Gelingt dies nicht, wird weltweit in den Registern gesucht. Doch in rund einem Viertel der Fälle lässt sich auch so kein Match erzielen. Je gemischter der ethnische Hintergrund einer Person ist, desto schwieriger ist die Suche nach einer geeigneten Spende.

Die Chance lässt sich steigern, wenn sich mehr Menschen registrieren lassen. Gegenwärtig sind in der Schweiz die Profile von rund 185’000 Personen hinterlegt. «Zu wenige», sagt Franziska Kellenberger, Kommunikationschefin bei Blutspende SRK Schweiz.

Mehr Frauen als Männer registriert

Es fehlt vor allem an Jungen. Denn die Erfahrung zeigt, dass Blutstammzellspenden von Jüngeren erfolgversprechender sind als jene von Älteren. Entsprechend nimmt das Schweizer Register nur noch Spenderinnen und Spender auf, die noch keine 40 Jahre alt sind. Und mit 60 scheidet man aus dem Register aus.

Auch eignen sich Spenden von Männern tendenziell besser als solche von Frauen. Denn Letztere bilden mehr Abwehrkörper. Da trifft es sich schlecht, dass im Register deutlich weniger Männer als Frauen verzeichnet sind.

Gesucht sind also vor allem lebensrettende junge Männer, aber auch junge Frauen. Auf sie fokussiert die Sensibilisierungskampagne, die auch ein digitales Lehrmittel für Gymnasien umfasst. Der Informationsbedarf ist beträchtlich. Ergab doch eine repräsentative Umfrage, dass weniger als die Hälfte der Befragten das Spenderegister für Blutstammzellen kennt – unter den Männern noch weniger als unter den Frauen.

Nebst Stammzellen auch Geld spenden

Doch die Aufklärung kostet Geld. Und der Bund beteiligt sich nicht daran. Stattdessen muss das Schweizerische Rote Kreuz selbst für den Aufbau des Spenderegisters aufkommen. Laut Franziska Kellenberger kostet die Aufnahme einer neuen Person im Schnitt 140 Franken. Darin enthalten sind die Laborkosten, der administrative Aufwand und als gewichtigster Posten die Rekrutierungsmassnahmen für Spenderinnen und Spender. Insgesamt schlägt dies mit gut einer Million Franken zu Buche.

Gesucht sind daher nicht nur lebensrettende Männer und Frauen, sondern auch Geld. Dieses zu finden, sei genauso schwierig wie das Rekrutieren von Neuregistrierten, sagt Kellenberger. Und es werde zunehmend schwieriger.

In anderen Ländern kümmert sich der Staat um das Register. Die Schweiz hingegen setzt auf Spenderinnen und Spender – nicht nur bei den Blutstammzellen, sondern auch beim Geld.

Hier können Sie mehr erfahren und sich online registrieren.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.