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Papablog: Tschannens Liste Lukrative Geschäfts­ideen für Schulkinder

Kleine Geschäftstreibende mit grossen Ideen: Unser Autor wusste, wies geht.

Unternehmerisches Denken beginnt in der Schule. Zumindest war es bei mir so – damals in den goldenen Neunzigern. Mit 11 bis 18 Jahren stampfte ich gleich drei erfolgreiche Geschäfte aus dem Boden.

Business Nr. 1: Ablasshandel

«Hab ich dich erwischt, Sabrina-Anja! Du bist in der grossen Pause nicht draussen im Regen rumgestanden. Dafür musst du die Hausordnung abschreiben!» Es war die Standardstrafe in der Sekundarschule, und wie schon die Prohibition in den USA zeigte: Law and Order macht erfinderisch. So entstand meine erste Geschäftsidee. Wer die Hausordnung nicht selber abschreiben mochte, konnte bei mir eine Abschrift kaufen, für einen Franken. Das Geschäft lief gut, und schon bald beschäftigte ich zwei Autoren, denen ich 50 Rappen pro Dokument bezahlte. Einige Monate später entliess ich sie wieder, denn ich fand heraus, wo die Schule die abgegebenen Hausordnungen archivierte. Sofort stieg ich in die Kreislaufwirtschaft ein und recycelte die lukrativen Dokumente.

Doch wie moralisch sauber ist ein Geschäftsmodell, das darauf basiert, die Konsequenzen des eigenen Handelns durch den Kauf eines Zettels zu umgehen? Diese Frage darf man sich durchaus stellen … *hust* CO₂-Zertifikate *hust*

Business Nr. 2: Discounter

Frisch im Gymnasium stellte ich enttäuscht fest: «Hier gibt es die Hausordnungsstrafe nicht.» Mein Geschäftsmodell war tot. Ein neues musste her, und die Marktlücke war offensichtlich: Der Mensa-Kiosk verkaufte Softdrinks zu Drogistenpreisen, und das Taschengeld der Kundschaft war deutlich knapper als der Durst nach dem Turnunterricht. Ich organisierte einen Leiterwagen, schleppte aus dem nächsten Denner Coladosen in 24er-Gebinden heran und verkaufte sie einzeln aus meinem Spind. Lagerfläche war günstig zu haben. Ich bemerkte, dass nicht alle Spinde des Schulgebäudes vergeben waren, und versah gleich zehn Stück mit Vorhängeschlössern.

Schon bald erwuchs mir Konkurrenz: Zwei Mitschüler begannen ebenfalls Cola zu verticken. Ein überschaubares Oligopol. Wir hätten uns in einem Preiskampf gegenseitig das Leben schwer machen können, aber das wäre ja nur den anderen zugutegekommen. Also sprachen wir die Preise ab. Hatten wir im BWL-Unterricht bei Herrn Zwygart gelernt, dass das rechtlich problematisch sei? Natürlich. Bestand ernsthafte Gefahr, dass unser Kartell aufflog? Nein. Der Markt regelt. Der Nicht-Markt erst recht.

Business Nr. 3: Lernhilfe

Nach einem Jahr im Lebensmittelhandel zog es mich in die Dienstleistungsbranche. Ich bestellte im damals noch stationären Buchhandel die Lehrerhefte zu allen gängigen Lehrmitteln und investierte in einen billigen Kopierer. Fortan konnte man bei mir für einen schmalen Batzen die Lösungen der Hausaufgaben erwerben. Frei nach dem Motto: Bildung ist für alle da, aber mit Geld kommst du der Matura schneller nah. All meine Kundinnen und Kunden haben die Abschlussprüfung bestanden.

Mit dem verdienten Geld kaufte ich ein unnötig teures Rennvelo, das ich nur ein paarmal fuhr. So glücklich, wie ich hoffte, machte mich das Luxusgefährt nicht. Und obwohl ich danach noch BWL studierte, wurde ich nie ein millionenschwerer Unternehmer, sondern ein ehrlicher Angestellter. Vielleicht ist es besser so. Meine Kinder werde ich dazu anhalten, die dubiose Geschäftlimacherei auch in ihrer Kindheit auszuleben. Man sieht immer wieder, was passiert, wenn Menschen diese Lebensphase im Erwachsenenalter nachholen müssen.